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Tom Feritsch, Serie Sticheleien

TON UND EISEN

Plastiken von Tom Feritsch

Einfache, stereometrische Formen – Würfel, Zylinder, Kegel, Kugelsegmente, Urformen also, dazu Fundstücke vom Schrottplatz von oft bizarrer Schönheit, sorgfältig ausgewählt.

Rost in verschiedenen Farbtönen, die Eigenfarben des Tons ohne Glasur, rötlich bis schwarz.

Körnige, erdig- rauhe Oberflächen.

Viele Objekte können auf verschiedene Weise aufgestellt werden, einzelne Teile sind auch beweglich, so daß im Wandel immer neue Formenkonstellationen entstehen. Körper aus Ton und Eisen korrespondieren, durchdringen sich auch, doch die Gegensätzlichkeit des kristallinen, festen Metalls und des weichen Tons verwischt sich durch den Charakter der Oberflächen, sie werden sich ähnlich in Farbe und Struktur: Rost nimmt dem Metall die Härte und gibt ihm eine neue Qualität. Eigentlich dient es nur noch als Ausgangsmaterial für Eisenoxyd/Rost, der nicht mehr Metall ist sondern Ergebnis von Alterung und Auflösung, auch von Zerstörung und Verfall. Damit ergibt sich eine starke Affinität zum Ton, zur Erde.

Die Farbe des Tons spielt zwischen Gelb und Schwarz und ist in der Regel Eigenfarbe, bestimmt durch Material und Brenntemperatur. Rottöne werden erzielt durch Auftragen von Tonstaub, Farbe kann modifiziert, malerisch eingesetzt werden.
Die Oberfläche wird nicht geglättet, nicht perfektioniert, ist aber bewußt strukturiert.  Die Form selbst verändert sich durch die subjektiv-handwerkliche Bearbeitung, durch Eigengewicht, Brand und andere Faktoren. Sie wird ungenau, die Objektivität relativiert sich. Präzision, in der klassischen konkreten Kunst Erfordernis, wird bewußt nicht angestrebt. Nicht die konstruierte sondern die geformte geometrische Figur ist Ergebnis des Arbeitsvorganges und des kreativen Prozesses, die interaktiv voneinander abhängig sind.

Bei beiden Materialien bleiben die Werkspuren sichtbar und werden zu gliedernden Gestaltungselementen, die den Arbeitsprozess nachvollziehbar machen.

Besonders ist eine architektonisch-konstruktive Komponente zu erkennen, die an archaische Bauten erinnert. Die eingesetzten Eisenteile verstärken diesen Eindruck noch – rein formal gesehen akzentuieren sie, verletzen aber gleichzeitig die Form. Auch bei anderen Objekten stellt sich ein dejà-vu-Effekt ein, weil uralte Formen „erinnert“, wiederbelebt werden, was dem Künstler allerdings bei der Formfindung nicht bewußt ist, erst nachträglich bekannt wird.
Maria Seuren, 1997
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